Abschiedsworte von Felix

Tja Goetz, da ist jetzt eine große Leere an deine Stelle getreten. Auch wenn diese wahrscheinlich nie ganz weg gehen wird, beginnt sich sie nun immer mehr mit schönen Erinnerungen zu füllen. Diese gab es auch schon vorher, die Erinnerungen, aber Sie haben nun eine ganz andere Bedeutung. 

Und was besonders hilft, ist diese Gefühl, tief im Herzen zu wissen, dass du ein echt tolles und ausgefülltes Leben hattest. Sicher, das ist meine Perspektive von mir, als Sohn – und seitdem ich selber Vater bin, habe ich verstanden, dass wir Kinder immer nur einen Teil des Ganzen sehen. Du hattest so viele unglaublich echte Freunde, Menschen die wirklich Nahe stehen, die dieses deine Leben zu dem gemacht haben was es war. 

Dieses Wissen macht dein Fehlen so viel erträglicher. Ich kann mich noch genau erinnern, du sagtest einmal – bei uns zu Hause am Küchentisch, in einer Diskussion mit Freunden: Unsere Generation hat die Sahne abgelöffelt, oder vielleicht war es auch: das Sahnehäubchen auf die Torte bekommen. Süßes mochtest du schließlich. Aber genau das machte dich aus, das Glas des Lebens halb voll und nicht halb leer zu sehen. Dieses positive Denken, das warst du. 

Und du warst ein Freund der Menschen, das sich umgeben mit Freunden war Lebenselexier. Am besten mit Lagerfeuer und mit Musik – und möglichst viel Lärm. Am besten, das Feuer mit der Propangasflasche anzünden, oder mal schnell die Schleifmaschine anwerfen, um die Grillspieße noch etwas spitzer zu bekommen. Der Kompressor wurde angeworfen, um die Fahrräder aufzupumpen. Spätestens dann wussten auch die Nachbarn 2 Straßen weiter Bescheid! 

Ich kann mich an kein Wochenende in unserer Kindheit erinnern, an welchem nicht eine große Tafel im Garten aufgebaut wurde, damit die 10-20 Leute daran Platz finden konnten. Da waren die Strohners, Schenks, Dunskusses und Mattes, die Schulzis, Weskos, Frankies und Pinos und so viele andere….

Es war dieses Leben der Freundschaften, des frei seins im Kommen und Gehen und sich dabei zu Hause zu fühlen.

Und selbst auf Reisen konntest du dich in jeder Sprache verständigen, irgendwie konntest du das  – mit deinen Händen und mit deiner Offenheit. Dies führte zu den so prägenden Begegnungen mit den Polen und den Georgiern, den Bulgaren und den Russen – und selbst zum Klassenfeind nach Frankreich, Westberlin und Amerika schafftest du andauernde Verbindungen, die über Jahrzehnte anhielten.

Eine Kunst für sich. Und Künstler warst du und kanntest viele, ich nur einige, wie Frankenstein, Manne Kiedorf oder Kalle Biedermann. Und wie kann man dich ohne deine Werkstatt verstehen. All diese Maschinen, von ganz groß und ganz laut bis ganz klein und unglaublich filigran. Was du alles mit deinen so wahnsinnig starken Händen fertig gebracht hast – mit Fingern, jeder so dick wie ein Kinderarm.  Du konntest damit ordentlich zupacken! Schweres Metall bearbeiten, klein schneiden, zusammenschweißen, platt hämmern – und du konntest den feinsten und elegantesten Schmuck anfertigen. 

Als Kinder hast du uns auf diesen großen Händen durch die Welt getragen. Uns hoch in die Lüfte fliegen lassen, später die geliebten Enkelkinder und auch immer die Kinder der Freunde. Ich glaube, alle Kinder liebten dich, zwar voller Ehrfurcht und Respekt aber auch mit der ganzen Ehrlichkeit eines Kinderherzens.

Es gab nichts, was du mit deinen Händen nicht reparieren konntest. Selbst die neusten technischen Geräte – du konntest alles auseinanderbauen. Und unglaublicher Weise war es dir dann auch möglich, diese wieder zusammen zu basteln, am liebsten – mit Tesa oder Draht.  Etwas, was nicht nur mir ein Rätsel war, warst du doch eigentlich ein Künstler und Ästhet. Und doch beweisen einige deiner Lösungen unglaubliche Bewährungsproben. So wird der von dir erfundene Telefonkopfhörer zu Hause  – nach nun heute mehr als 30 Jahren immer noch mit größter Beliebtheit genutzt – und stehen für deine so typisch genialen Ideen und deine praktisch kreative Schaffenskraft. 

Du hattest immer für alles eine Lösung – und du nahmst dir vor allem die Zeit für jeden, der dich fragte. Als Kinder fragtest du uns ständig, dir bei etwas zu helfen. Für uns war es damals oft nerviges Arbeiten müssen. Vor allem wusstest du natürlich immer schon vorher, wie es am besten geht… Aber, wer konnte das als Kind schon – Löten, Winkelschleifer benutzen, Schweißen, kreischende Kreissägen bedienen…. Dir ging es dabei vor allem darum, dass wir in uns das Vertrauen finden, das wir das können….. 

Aus heutiger Sicht – eine unglaubliche Bereicherung, ein auf den Weg geben, das Leben zu bestreiten.

Du wirst uns fehlen.

Und doch auch immer da sein!